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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 192

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
192 vor Gott und Kaiserlicher Majestt" verantworten knnten. Alsbald traten unter Luthers und Melanchthons Mitwirkung in Kursachsen und in der Landgrafschaft Hessen, in Lneburg und Anhalt, ja bis nach Preußen und Livland hinein lutherische Landeskirchen ins Leben, deren Bischfe die Landesherren waren. Auch eine Anzahl oberdeutscher Reichsstdte fhrten die Reformation ein. Das Vermgen der aufgehobenen Klster wurde zur Errichtung von Volksschulen verwendet. 3. Auch in Dnemark und in Schweden, welches der junge König Gustav Wasa soeben von der Dnenherrschaft be-freite, kam die neue Lehre zur Herrschaft. 4. In hellen Haufen strmten jetzt die Deutschen, vorab die Lutherischen, dem Kaiser zu. Sein Feldhauptmann Georg Frnndsberg fhrte sie der die Alpen. Auf schmalem Saum-pfad schritt der dicke Herr zwischen zwei Landsknechten, die eine Lanze zur Sttze vorhielten, damit er nicht abstrze. Die Auf-regung infolge einer Meuterei brachte ihm den Tod; aber die Kaiserlichen strmten Rom; die ewige Stadt" erlebte Mord und Verwstung. 5. In seiner Siegesfreude lie der Kaiser durch seinen 1529 Bruder Ferdinand auf dem zweiten Speierer Reichs-tag die neue Lehre wieder verbieten. Aber die lutherischen Fürsten berreichten eine Rechtsverwahrung, einen Protest"; davon erhielten sie die Bezeichnung Protestanten. Als jedoch Soliman mit Rennen und Brennen" vor Wien erschien, leisteten sie Hlfe gem ihrer Pflicht, die ihnen Martin Luther eindringlich vorstellte. Kaum war der Friede erwirkt, da eilte Karl von Bologna, wo der Papst ihm an seinem 30. Geburtstag die Rmerkrone aufs Haupt setzte, nach Augsburg. Dort auf dem Reichstag lie 1530 er sich das Augsburgische Glaubeusbekenntnis vorlesen. Aber dem Geiste milder Vershnlichkeit, in welchem Melanchthon diese Urkunde abgefat hatte, war er unzugnglich. Er forderte von den Protestanten bis zum Frhjahr die Unterwerfung unterem Konzil. Mit nassen Augen ritt der greise Kurfürst Jo-Hann der Bestndige, Friedrichs des Weisen Brnder, von seinem Kaiser weg. Der offene Kampf war unvermeidlich; nur die Besorgnis vor einem neuen Kriege mit Trken und Franzosen hinderte Karl, Gewalt anzuwenden. 6. Die protestantischen Fürsten aber schlssen zu Schmal-kalden im Thringer Walde zur Verteidigung ihres Glaubens ein Bndnis, das nach dem Beitritte der groen Städte, wie Magdeburg und Lbeck, vom Bodensee bis zur Ostsee reichte. So yrute der Kaiser endlich den Nrnb erger R e ligions-

2. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 209

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 209 - grab bei Tplitz schleifen. Vergebens beriefen sich die an Zahl ber-legenen Protestanten auf den Majesttsbrief, durch welchen Kaiser Rudolf ihnen Religionsfreiheit bewilligt hatte. Da sammelte Graf Thnrn eine Schar protestantischer Herren und strzte nach 23.Mai Landesgebrauch die verhatesten Statthalter aus dem Fenster -1618 des Schlosses. Darauf zogen die Emprer, im Einvernehmen mit den protestantisch gesinnten Stnden Niedersterreichs, vor Wien. Nur wie durch ein Wunder entging Ferdinand dem Tode. Aber zwei Tage bevor er in Frankfurt die Kaiserkrone empfing, whlten die Bhmen das Haupt der Union, den jungen Kur-frsten Friedrich V. von der Pfalz, zu ihrem König. 5. Auf die Bitte des hlflosen Kaisers bernahm sein Vetter, Herzog Maximilian, die Unterdrckung des bhmischen Aufstandes. Neben dem Kaiser der einzige Katholik unter den weltlichen Fürsten des Reiches, hatte er sein Herzogtum vor zwanzig Jahren in sehr zerrttetem Zustand bernommen und seither so umsichtig und sparsam verwaltet, da er fast immer der Geld verfgte. Er warb Sldner an, und ehe sich die Union zu entschlossenem Handeln aufraffte, drang er, donau-abwrts rckend, in Bhmen ein. Durch die Predigt eines Karmelitermnches angefeuert, schlug sein Heer unter dem Grafen Tilly die zusammengelaufenen Streitkrfte Friedrichs in der Schlacht am Weien Berge. Das nahe Prag schien ver- .1620 loren; fassungslos entfloh der Winterknig" mit seiner Gemahlin Elisabeth, der stolzen Enkelin Maria Stuarts. Ferdinand Ii. belegte ihn mit der Reichsacht. Viele seiner Anhnger wurden hingerichtet, ja manchem vorher die Hand ab-gehackt, die Zunge ausgerissen. Die protestantischen Prediger muten auswandern, die protestantischen Bergleute verpflanzten die Kunst des Bergbaues auf die Nordseite des Erzgebirges nach Sachsen. Den Majesttsbrief zerschnitt Kaiser Ferdinand Ii. mit eigener Hand. Die Union lste sich auf unter allgemeinem Hohne. 6. Entsetzlich bte die blhende Pfalz den Fehltritt ihres eiteln Fürsten. Das linksrheinische Land eroberten die mit dem Kaiser verbndeten Spanier, das rechtsrheinische nahm Tilly unter grimmigen Verheerungen. Der fromme Markgraf Georg Friedrich von Baden-Dnrlach war der einzige Fürst, welcher dem unglcklichen Lande helfen wollte. Bei Wimpfen im Thale vernichteten die Ligisten sein Heer nach tapferem Widerstand. Die kostbare Heidelberger Bibliothek schenkte Maximilian dem Papste: 50 Frachtwagen schleppten das Denkmal der besiegten Ketzerei" der die Alpen. 14

3. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 210

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
210 1623 Auf dem Regensburger Frstentag bertrug Ferdinand Ii. dem klugen Bayernherzoge die Kurwrde nebst der rechtsrheinischen Unter- und der Oberpfalz. Der Gegenreformation winkte auch in Deutschland ein voller Sieg. 2. Wallenstein. 1. Die beunruhigten Protestanten Norddeutschlands fanden in dem neu erwhlten Kriegsobersten des niederschsischen Kreises", König Christian Iv. von Dnemark, einen ehrgeizigen Fhrer. Der junge König Karl I. von England, der Winterknigin" Bruder, untersttzte ihn mit Geld und Mannschaft, und der Bandenfhrer Graf Mansfeld, ein runzeliges Mnnlein mit einer Hasenscharte, fhrte ihm seine wilden Scharen zu. Gegenber solchen Streitkrften fhlte sich der Kaiser zu schwach trotz seines Bndnisses mit der Liga und mit Spanien. Daher war ihm das Erbieten eines bhmischen Edelmannes will-kommen, fr ihn eine Armada von 15 000 Mann zu Fu und 5000 Reitern auf eigene Kosten zu werben und zu führen. 2. Albrecht von Wallenstein war nach dem frhen Tode seiner protestantischen Eltern auf die Anordnung eines Oheims von den Jesuiten zu Olmtz erzogen. Auf der urn-bergischen Universitt Altdorf wegen leichtfertiger Streiche beinahe ausgewiesen (relegiert"), studierte er in Padua und focht dann unter Kaiser Mathias und Erzherzog Ferdinand gegen Trken und Venetianer. Zu dem groen mhrischen Grundbesitze, den seine erste Gemahlin ihm zugebracht, kaufte er um einen Spott-preis der 60 Landgter, die nach dem bhmischen Aufstand eingezogen (konfisziert) worden waren; der Kaiser erhob ihn zum Herzog von Friedland. Die ungeheuer Einknfte feiner trefflich verwalteten Besitzungen verwendete er nun zur Anwerbung des Heeres, dessen Verpflegung nach Mansselds Vorbilde den Lndern aufgebrdet wurde, durch welche die Kriegsfurie" hinzog. 3. An Tillys Seite erschien er im Felde. König Christians linker Flgel unter Mansfeld wurde an der Elbbrcke bei 1626 Dessau zertrennt und zerhackt" und dann durch Schlesien nach Ungarn verfolgt. Dennoch gelang es Mansfeld, sich mit dem calvinistischen Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbrgen und den Trken zu vereinigen; aber Wallenstein bewog die beiden Bundesgenossen zum Abzge. Vllig verlassen, aber ungebeugt wollte Mansfeld in Venedig Hlfe suchen. Unterwegs ber-raschte ihn der Tod, den er stehend, auf zwei Offiziere gesttzt, erwartete. Wallenstein hatte die sterreichische Monarchie gerettet.

4. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 211

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
211 4. Inzwischen schlug Tilly den König Christian nordwestlich des Harzes bei Lntter am Barenberge. Die sterrreichi-schen Banner spiegelten sich in der Nord- und Ostsee, und der Friedlnder fhrte schon den Titel eines Admirals des ozeanischen und baltischen Meeres. Der Kaiser erhob ihn zum Reichsfrsten und verlieh ihm das Herzogtum Mecklenburg. Aber sein hoch-fliegender Plan, auf den nordischen Meeren eine kaiserliche See-macht zu schaffen, scheiterte an der kleinen pommerischen Hafen-stadt Stralsund. Nach furchtbarer Beschieung mute er abziehen unter dem Jubel der heldenmtigen Brger. 5. Seine klugeu Warnungen miachtenb, gebot der Kaiser durch das Restitutions-Edikt, da alle Stifter, die seitdem 1629 Augsburger Religionsfrieden den Protestanten zugefallen waren, der katholischen Kirche zurckgegeben werden sollten. Die Macht des Kaisers, auf Wallensteins heroischem Valor" und Feldherrngeist beruhend, erschien den deutschen Fürsten, namentlich dem Kurfrsten Maximilian, als eine Gefahr fr ihre Libertt". Im Bunde mit Frankreich, dessen Staatsmann, Kardinal Richelieu, auf die Entkrftung Deutschlands hinarbeitete, zwangen sie Ferdinand auf einem Frstentage zu Regensburg, den Feldhauptmann seines Kommandos zu entheben. Anscheinend gleichmtig fgte sich Wallenstein in sein Schicksal. 1630 3. Gustav Adolf. 1. Der Protestautismus in Deutschland jchtert vernichtet. Da landete, genau hundert Jahre nach der berreichung der Augsburger Konfession, König Gustav Abolf von Schweden mit 15000 Mann auf der pommerischen Insel Usedom. Willig nahm sein dnn bevlkertes, durch Kriege mit Rußland und Polen erschpftes Land die Lasten des unabsehbaren Krieges auf sich. Denn durch die Grndung einer habsburgischeu See-macht auf der Ostsee, wie sie Wallenstein anstrebte, sah Schweden seinen Handel, durch die Gegenreformation, die in Deutschland schonungslos durchgefhrt ward, seine Landeskirche und sein Herrscherhaus bedroht. 2. Bedchtig setzte sich Gustav Adolf in Pommern fest. Die Kaiserlichen spotteten der den Schneeknig", und die protestantischen Fürsten brachten ihm Mitrauen entgegen. Trotz aller Erfolge seiner Waffen vermochte er nicht zu hindern, da das reiche Magdeburg, das sich fr ihn erklrt hatte, von Tilly und seinem Reiterfhrer Pappenheim erstrmt wurde; die verzweifelnden Verteidiger selbst zndeten die Stadt an. Einen 14*

5. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 215

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
215 Den Frieden erlebte der Held nicht mehr. Im 35. Lebens-jhr erlag sein zartgebauter Leib den Mhsalen und Kmmer- 1639 nifsen, ein Mann, 'auf Erd nicht meines gleichen", sang ein Volkslied. 5. Jetzt hielt in dem armen verderbten Deutschland rem Feldherr mehr die Soldateska" im Zaum. Trotz aller Ver-schlechterung der Mnze mangelte das Geld, den Sold zu zahlen. Die Sldner wurden zu Rubern, die mit blutiger Hand selbst nahmen, was sie brauchten, und das andere verdarben. Den Wein lieen sie ausflieen, in die Betten nhten sie die Scherben zerschlagener Tpfe; sie setzten den Bauern den roten Hahn" aufs Dach, zwangen sie durch Radeln" (Einklemmen der Finger unter den Hahn der Flinte), Ausammenpressen des Kopfes, Auf-hngen im Ranch und andere Scheulichkeiten, ihre vergrabenen Wertsachen auszuliefern. Was half es, da der Profo dann und wann einen der Crabaten und Schnapphanen durch das hnfene Fenster sehen lie", mit des Seilers Tochter kopu-lierte!" Ganze Landstriche lagen de; auf den Gaisen der ent-vlkerten Drfer wuchs Gras; in den Kirchen hausten die Wlfe. Die Heere fanden keine Nahrung mehr; Hunderte fielen der Pest oder der rchenden Kugel des Landmanns zum Opfer; Soldatenweiber warfen auf dem Marsch ihre Kinder weg, um ihnen die Qualen des Verhungerns abzukrzen. 6. Nach jahrelangen Verhandlungen erfolgte zu Osnabrck und Mnster der Westflische Frieden". Die drei Be- 1648 kenntnisse (Katholiken, Lutheraner, Reformierte) wurden gleich-berechtigt; sie sollten ihren Besitzstand vom 1. Januar 1624 behalten. Die deutschen Fürsten erhielten als Souverne" die Landeshoheit mit dem Rechte, Bndnisse zu schlieen und Krieg zu führen, mit wem sie wollten, nur nicht gegen den Kaiser. Bayern behielt die Kurwrde; fr die Nachkommen des im Elend verdorbenen Pfalzgrafen Friedrich V. wurde eine achte Kur ge-schaffen. Das Reich hatte kein Geld, kein Heer; es war nur noch ein Schatten. Die eigentlichen Herren Deutschlands waren Frankreich und Schweden als Brgen des Friedens. Jenes erhielt fast das ganze Elsa, dieses Vorpommern stimt der Oder-mndung und das Erzstift Bremen (ohne die Stadt) und das Bistum Verden, d. h. das Mndungsland der Elbe und Weser. Die Schweiz und die Niederlande wurden ausdrcklich als selb-stndige Staaten anerkannt. Keiner unserer Strme mndete mehr auf deutschem Boden. Der blhende Wohlstand unseres Vaterlandes, die geistliche und sittliche Kraft unseres Volkes war geknickt auf Jahrhunderte.

6. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 234

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
234 - geschlossenen Zaren und sein Heer durch Bestechung des Gro-veziers gerettet haben. 4. Mit unglaublichem Eigensinn blieb der Schwedenknig jahrelang in der Trkei, ja er wehrte sich gegen ein ganzes Janitscharen-Heer, das ihn fortbringen sollte. Als er endlich heimeilte, war es zu spt. Nur Finnland und die Westspitze Pommerns nebst Rgen verblieb den Schweden. Vorpommern bis zur Peene siel an Preußen, das Erzstift Bremen an Hannover, dessen Kurfürst seit Knigin Annas Tode die Krone Englands trug. Die Mndungen der Oder, Weser, Elbe waren wieder deutsch. Zum Erstze fr die verlorenen Ostseelnder wollte Karl den 1718 Dnen Norwegen entreien. Vor der Festung Frederiks-hald, die er belagerte, sand der bedrfnislose, aber auch un-besonnene und starrkpfige Kriegsmann den Tod. 5. Von nun an steht Rußland in der Reihe der europischen Gromchte. Im Sturmschritt suchte Peter sein Volk zu Wohl-stand und Gesittung zu führen. Fast immer auf Reisen, griff er auf allen Gebieten persnlich ein, belehrend und anordnend, tadelnd und strafend mit rastlosem Eifer; Zeitverlust sei dem Tode zu vergleichen, sagte er. Er zog auswrtige Handwerker und Beamte ins Land und sendete junge Russen zu ihrer Aus-bilduug nach Westeuropa. Er bemhte sich, den Popen (Geist-lichen) besseren Unterricht zu verschaffen, und grndete zahlreiche Schulen; jeder sollte lesen lernen, damit ihn die Schreiber nicht gar so arg bervorteilen knnten. Bestochene Richter und Beamte strafte er strenge. Er unterhielt ein starkes Heer und eine Kriegsflotte; er baute Festungen, aber auch Hfen und Kanle. Dabei watete er selbst durch die Morste; beim Bau des Newa-Wolchow-Kanals sdlich des Ladoga-Sees schob er mit eigener Hand den ersten Karren Erde zum Damm; als er die voll-endete Wasserstrae erffnete, warf er jauchzend die Mtze in die Luft und umarmte den leitenden Baumeister. Er suchte die Russen an Ehrlichkeit im Handel zu gewhnen und lehrte die Bauern neue Arten von Hacken und Sensen gebrauchen. Er frderte den Bergbau im Ural und schtzte den Wald; von fnf zu fnf Werst (Kilometer) lie er Galgen aufrichten fr Wald-frevler. Er befahl, die Frauen in die Gesellschaften mitzunehmen, und besteuerte um der Reinlichkeit willen die langen Brte, obgleich die Popen in deren Beseitigung eine Verkmmerung der Gott-hnlichkeit, einen Schaden fr das Seelenheil erblicken wollten. 6. Peter war eine gutmtige, frhliche Natur. Bei einem Besuche des Pariser Hofes trug er den siebenjhrigen König, der ihm entgegenkam, auf den Armen die Treppe hinauf. Dabei

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 238

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
238 - 2. Maria Theresia. 1. Wie Karl Ii. unter denspanischen, war Karl Vi. unter den sterreichischen Habsbnrgern der letzte. Das Riesenreich, welcdes Prinz Eugen durch seinen Sieg bei Peterwardein und die Eroberung Belgrads vorbergehend bis tief nach Serbien und Rumnien ausgedehnt hatte, schien auseinanderfallen zu sollen. Darum wollte der Kaiser durch ein Hausgesetz, die Pragmatische Sanktion, ferne smtlichen Erblande mangels eines Sohnes seiner ltesten Tochter sichern. Dazu schien aber die Anerkennung der anderen Mchte ntig. Als daher August Ii. starb, half Karl im Bunde mit Rußland dessen Sohne August Iii. auf den polnischen Thron; den Gegenbewerber Stanislaus Leszczinsky entschdigte er durch Lothringen, welches Herzog Franz Stephan mit dem Erbe des eben aussterbenden Medtceer-Hanses, dem Gro Herzogtum Toskana, vertauschen mute; nach Stanislaus' Tode sollte es an Ludwig Xv. fallen, der mit Maria Leszczinska vermhlt war. Einem spanischen Infanten trat Karl Neapel und Sizilien ab gegen Partita und Piacenza; man tauschte Lnder und Völker wie Spielzeuge. Dafr wurde die Pragmatische Sanktion von Frankreich und Spanien, von Rußland, Polen und Sachsen anerkannt. 1740 2. Alles vergeblich. Als der Kaiser die Augen schlo, sah sich seine Tochter Maria Theresia ohne Geld, ohne Heer, ohne Erfahrung und ohne Reit" einer Welt von Feinden gegenber. Friedrich Ii. ersah sofort den Augenblick, das alte Staatensystem umzugestalten, als Feind oder Freund der jungen Habsburgerin. Der Kaiser hatte Preuens Anrechte auf Jlich-Berg vordem gewhrleistet, aber krzlich Frankreich zuliebe preisgegeben. Da steht^einer, der mich rchen soll," rief Friedrich Wilhelm, auf seinen Sohn deutend. Nun griff Fried-rich Ii. die Jahrhunderte alten Ansprche seines Hauses auf die schleichen Herzogtmer Liegnitz-B rieg-Wohlau und Jgerndorf wieder auf. Er berschritt keck den Rubiko", die Grenze Schlesiens. Gleichzeitig aber erbot er sich, Maria Theresia, wenn sie ihm Schlesien abtrete, gegen alle Widersacher beizustehen und die Erwhlung ihres Gatten Franz ^>tep han von Toskana zum Kaiser durchzusetzen. Die Schlesier hatten durch die Eutketzerung" viel gelitten. Sie empfingen daher die Preußen mit offenen Armen, zumal diese musterhafte Mannszucht hielten. Ein sterreichisches Heer, welches das Land zurckerobern sollte, wurde bei Mollwitz 1741 westlich von Brieg durch den Feldmarschall Schwerin geschlagen.

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 240

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
240 zustande, worin sie alle ihre Lnder behauptete auer Schlesien und kleinen Verlusten in Italien. Ihre mnnliche Festigkeit und ihr kindliches Gottvertrauen hatten sterreich gerettet und mit neuer Lebenskraft erfllt. So besa sie schon damals ein Recht zu sagen: Ich bin nur eine schwache Knigin, aber ich habe das Herz eines Knigs." 3. Friedrich der Groe im Siebenjhrigen Kriege. 1. Durch die Kriege um Schlesien war Friedrichs Staat um ein Dritteil, sein Ansehen unermelich gewachsen. Dennoch hoffte Maria Theresia noch immer, ihrem habsburg-loth-ringischen Erzhause die Hegemonie der Deutschland zu be-haupten, die in Schlesien, diesem echten Edelstein" ihrer Krone, verkrpert schien. Darum traf sie mit Frankreich und der Kaiserin Elisabeth von Rußland, sogar mit Sachsen, Abrede zur Er-niedrignng des Markgrafen von Brandenburg". 2. Umfassende Rstungen Rulands und sterreichs be-lehrten Friedrich, da ein Weltkrieg gegen ihn im Werke sei. Rasch entschlossen kam er seinen Feinden zuvor. Ende August 1756 1756 berschritt er ohne Kriegserklrung die schsische Grenze. Das schsische Heer mute bei Pirna nach zhem Widerstande die Waffen strecken. Sachsen wurde fr die Dauer des Krieges eine preuische Provinz. Dagegen bot Frankreich starke Streitkrfte und Kriegsgelder (Subsidien) gegen ihn auf, Schweden und sogar das Deutsche Reich traten in das Bndnis zur Zergliederung der preuischen Monarchie". 3. Mit dem geheimen Befehl an feine Minister, wenn er falle oder gefangen werde, ohne Rcksicht aus seine Person den Krieg fortzusetzen, rckte Friedrich durch die Psse der Sudeten. 1757 Sein Sieg in der blutigen Schlacht bei Prag, in welcher der greise Feldmarschall Schwerin, mit der Fahne seines Re-gimentes seinen Kindern" vorauseilend, von fnf Kugeln durch-bohrt wurde, entfachte in ihm den khnen Gedanken, die Kaiserin zum Frieden zwingen zu knnen. Aber infolge der Niederlage bei Kolin an der Elbe mute er Bhmen wieder rumen. Nun zog, mit den Franzofen vereinigt, die eilende Reich sarinee" heran, Mannschaften und Offiziere bunt zu-fammengewrfelt wie das Reich selbst. Zu einer schwbischen Kompanie stellte Gmnd den Hauptmann, Rottweil den ersten, die btissin von Rottenmnster den zweiten Lieutenant, der Abt von Gengenbach den Fhndrich; beim Exerzieren konnte man die Leute Rechtsum und Linksnm zugleich und nach allen Seiten Front machen sehen. Schon glaubten diese Helden bei Ro-

9. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 242

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
_ 242 _ 1759 wurde Friedrich in seiner grlichsten Schlacht bei Kuners-dorf vollstndig geschlagen. Nach neunstndigem Marsch und sechsstndigem Kamps in glhender Augustsonne versagten seine Krieger. Den braven Seydlitz trug man schwer verwundet vom Schlachtfeld. Dem Könige selbst, der dreimal die Flchtlinge sammelte und ins Feuer fhrte, wurde zweimal das Pferd er-schssen; seine Kleider waren von Kugeln durchlchert; ein Schu prallte ab an einem goldenen Taschengerte. Wie betubt stand er auf dem Schlachtfelde; der Husarenrittmeister v. Prittwitz brachte ihn fast mit Gewalt hinweg. In einem Fischerhause verlebte er die Nacht unter Selbstmordgedanken. Ich halte alles fr verloren," schrieb er seinem Minister. Den Untergang meines Vaterlandes berlebe ich nicht. Lebet wohl, auf ewig!" Der russische Feldherr aber meinte: Noch ein solcher Sieg, und ich werde die Botschaft selbst mit dem Stab in der Hand nach Petersburg bringen mssen"; und seiner Kaiserin schrieb er: Ew. Majestt wei, da der König von Preußen seine Nieder-lagen sehr teuer zu verkaufen pflegt." Schon am nchsten Morgen raffte der König sich wieder auf und sammelte seine Truppen. Trotz krperlichen Leidens flog er auf den Flgeln der Vaterlandsliebe" von einem Kriegsschauplatz, von einem Siege 1760 zum anderen. Bei Liegnitz an der Katzbach zahlte er Laudon, der ihn abermals berrumpeln wollte, bei Torgau dem Feld-Marschall Daun die Niederlagen von Hochkirch und Kolin mit Zinsen heim. Bei Torgau fielen drei Pferde unter ihm; er selber sank, von einer matten Kugel getroffen, zu Boden. Endlich entschied Ziethen, der Husar, der Alte aus dem Busche", diese blutigste und letzte Schlacht des Knigs. 6. Friedrichs Lnder waren vollkommen erschpft. Mit verschlechterten Mnzen suchte er seine Kassen, mit schsischen und mecklenburgischen Bauernshnen, die man vom Pfluge weg-holte, seine Regimenter zu fllen. Zudem entlie der neue König von England seinen Minister Pitt, Friedrichs treueften Freund, und zahlte dem hochherzigsten Verbndeten, den sein Land je gehabt", keine Snbsidien mehr. Diese qualvolle Lage dauerte ein Vierteljahr. Da rettete den König der Tod seiner erbittertsten Feindin, der Zarin Elisabeth. Rasch wurde mit Rußland, dann auch mit Schweden Friede gemacht. Die all-gemeine Ermattung fhrte dann zum allgemeinen Abschlu. In 1763 Paris verstndigte sich England mit Frankreich und erhielt von ihm die Lnder am Lorenzstrome. Amerika ist in Deutschland erobert worden," sprach Pitt. Fnf Tage spter wurde auf dem schsischen Jagdschlosse Hubertnsbnrg der Friede fr Deutschland unterzeichnet. Alle

10. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 267

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
267 Mit franzsischen und Rheinbundstruppen zog Napoleon von Oberfranken aus die Saale hinunter. In einem Vor-Postengefechte bei Saalfeld fiel der feurige Prinz Ludwig Ferdinand; in der Doppelschlacht bei Jena und Auer-stdt wurde das tapfere preuische Heer zermalmt. Lieber 18ub tausendmal sterben, als das noch einmal erleben," so schilderte spter Gneisenau die Greuel jener Nacht, in der sich die heftig verfolgten Trmmer der Armee nordwrts wlzten. Sie wurden in einzelnen Abteilungen ruhmlos gefangen. Heldenmtig focht nur Blcher und sein Generalstabschef Scharnhorst; auch sie muten die Waffen strecken. Die kummervolle Flucht der Kuigsfamilie nach^Knigs-berg und Tilsit hat der damals neunjhrige zweite ^ohrt des Herrscherpaares sein Leben lang nicht vergessen. 4. Vierzehn Tage nach der Schlacht zog Napoleon in Ber-lin ein. Er schickte den Degen Friedrichs des Groen und das von Gottfried Schadow gegossene Viergespann der Viktoria vom Brandenburger Thor nach Paris. Schmachvoll wurden die Festungen samt ihren reichen Vorrten durch die meist steinalten Kommandanten ausgeliefert. Preußen ist verschwunden," schrieb Napoleon an den Sultan. Nur Danzig wurde mit wohlverdienten Kriegsehren bergeben. Graudenz hielt sich bis zum Frieden. Als der Unter-Hndler (Parlamentr) andeutete, es gebe keinen König von Preußen mehr, antwortete General Conrbire anf deutsch: Gut, dann bin ich König von Graudenz!" 5. Von Kolberg aber, das sich schon im Siebenjhrigen Kriege wacker gegen die Russen gewehrt hatte, sollte der Mor-genstrahl preuisch-deutscher Waffenehre ausgehen. Der Kom-Mandant Oberst von Lucadou wies die Mithilfe der Brgerschaft hochmtig ab, und der Dragonerlieutenant Schill, der mit einem Freicorps dem Feinde zu schaffen machte, schien ihm un-bequem. Der alte Joachim Nettelbeck traute ihm landes-verrterische Unterhandlungen zu. Einst stand der Oberst auf dem Markt, als Bomben dort einschlugen. Da stotterte er: Meine Herren, wenn das so fortgeht, werden wir doch noch mssen zu Kreuze kriechen." Da fuhr Nettelbeck mit entbltem Degen auf ihn los: Halt! Der Erste, wer er auch sei, der das verdammte Wort wieder ausspricht, der stirbt des Todes vou meiner Hand!" Botschaft der Botschaft schickte der treue Mann heimlich an den König mit der Bitte, einen anderen Kommandanten zu bestellen. Endlich kam Major v. Gneisenau. Nettelbeck strzten die Thrnen aus den Augen; er fiel auf die zitternden Knie und rief, ihn umklammernd: Ich bitte Sie um
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